Schüttelreime

Einer der bekanntesten Schüttelreime stammt von Heinz Erhardt: "Erwürgte eine Klapperschlang, bis ihre Klapper schlapper klang."

Genesis 8-9

 

Noe, rette flott die Guten –
nächstens schickt uns Gott die Fluten!

 

»Die Menschen sind so dumm und kränken
mit ihrem Tun mich tollen Schöpfer.
Sie legen sich nicht krumm und denken,
dass ich die Ackerschollen töpfer.«

 

Als Gott ob ihrer Sünden grollte,
empfahl er an Adresse Noe,
dass er die Arche gründen sollte,
weil bald den Menschen Nässe drohe.

 

Der baute bis die Bretter rauchten
ein Schiff, ganz eigenhändig, stolz,
für alle, die 'nen Retter brauchten –
und Noe brauchte ständig Holz.

 

Er schaffte es, 'nen festen Kutter
in zeitlichem Rekord zu bauen,
mit Platz für viele Kästen Futter,
so hatten sie an Bord zu kauen.

 

Dann brachte er zur Arche Schnecken,
Giraffen, Igel, Zander, Aal,
selbst Bären in die Schnarcheecken,
von jedem zweie an der Zahl.

 

Die Himmelspforten spien Fluten
und Noe bat die Tiere stetig,
sie mögen sich mit Fliehen sputen.
Da wurden selbst die Stiere tätig.

 

Zuletzt sah man die Stuten fliegen,
sie kamen noch an Bord gedüst,
gerade als die Fluten stiegen.
Wer draußen blieb, hat dort gebüßt.

 

Sehr lange ging das Wasser nieder
und Noe sah's vom Himmel schütten.
Er kam an Deck, bis nass er wieder
zurückging in die Schimmelhütten –

 

nicht ohne einen Fluch: »Die Suppe
von oben und die Schauer dunkeln
den Himmel ab, ich such die Fluppe
und hab genug vom Dauerschunkeln!«

 

Es hatten sich dank hoher Wellen
die Reihen auf dem Deck gelichtet.
Noch wollt sich's nirgendwo erhellen –
zumindest war das Leck gedichtet.

 

Ein Rüde kam an Deck gewackelt
und jammerte, 'ne Wunde hätt er!
Laut bellend ist er weggedackelt:
»So ein verdammtes Hundewetter!«

 

Als endlich, bisher gräulich bloß,
das Wolkenmeer der Sonne wich,
erschien der Himmel bläulich, groß,
so dass die Crew mit Wonne sich

 

an Deck begab, der Reise lauschend,
und dort den letzten Zipfel Gischt
besah, wie der ganz leise rauschend
um eines Berges Gipfel zischt.

 

Es waren, als der Pegel sackte,
die Tage auf dem Meer verjährt
und Noe, der die Segel packte,
war klar, dass familiär vermehrt

 

sich in den vielen Kojebetten
genug von jeder Art befänden.
Er konnt sich an die Boje ketten:
»Dann will ich mal die Fahrt beenden!«

Knall-Frösche

 

Sie fassen im November Ziele
und wollen im Dezember viele
Raketen zu dem Fest erwerben –
den Himmel an Silvester färben.

 

So treffen sich Unmengen Gäste,
die man mit sieben Gängen mäste,
dazu, wie alle Jahre, Bowle,
bis einer auf der Bahre johle.

 

Der Herr des Hauses stellte kurz
den Wein hinaus trotz Kältesturz,
damit es feiner Eiswein wird,
wobei er da bei Weißwein irrt.

 

Auf ein Baguette mit Knofi prallt
der Korken, den der Profi knallt.
Der aalt sich in Champagnerwitzen,
zum Glück gibt's irgendwann ja Pizzen.

 

Ein Paar, das sich seit Jahren fetzt,
erklärt um 11: » Wir fahren jetzt!«.
Um 12 Uhr stoppen Feten kurz
für Böller und Raketenfurz.

 

Die muss dann einer mischen, zünden,
doch will es nur im Zischen münden.
So steht er in Verliererpose
und hält die Rohrkrepierer lose.

 

Vulkane, die viel Glitzer sprühen
und deren heiße Spritzer glühen,
verschleudern hell und teuer Funken,
die alles rings in Feuer tunken.

 

Raketenwellen branden, leuchten,
als ob sie nie zu landen bräuchten.
So brennen all die Feuernester
auch immer wieder neuer, fester.

 

Und in dem Glanze neuer Farben
erstrahln die alten Feuernarben.
Ich wünsch mir an Silvester leise,
dass sich als Held, wer's lässt, erweise.

Um ein Jahr geeltert

 

Wie jedes Jahr am dritten Mai
verzweifeln sie inmitten drei-
zehn Jungs und ganzen Horden Gören,
die auf ›Jaqueline‹ und ›Gordon‹ hören.

 

Sie müssen mit den Schreiern fighten
und zum Geburtstagsfeiern schreiten,
so tun, als ob sie gerne feiern –
die Nachbarn an den Fenstern geiern.

 

Man kann an den Geschenken deuten,
welch Eltern nachzudenken scheuten.
Ein Gutschein und ein Haufen Kohle,
dass er sich was beim Kaufen hole.

 

Die Kinder, wild geworden, hetzen,
weil sie zu Tisch in Horden wetzen.
Sie wollen schnell die Säfte kriegen,

wobei die stärksten Kräfte siegen.

 

Die kleinen Biester brüllen, fauchen,
weil sie zu lang zum Füllen brauchen
und auch ein freches Luder brüllt,
als auf ihr Kleid der Bruder lüllt.

 

Die Becher, die zu trinken lohnen,
sieht man zu ihren Linken thronen
und die, die schon beim Trinken hippeln,
danach zum Klo hin hinken, trippeln.

 

Die Meute schreit die tollen Worte:
»Wir haben Hunger, wollen Torte!«
Probiern von allen Sorten tüchtig –
vermutlich sind sie tortensüchtig!

 

Als endlich nach dem langen Fest
das letzte Kind sich fangen lässt
und nur noch ganz schnell schleckern muss,
ist langsam mit dem Meckern Schluss.

 

Die Eltern sind verschwitzt am Hecheln
und von dem Stress erhitzt am Schwächeln,
so dass sie in Matratzenräumen
dann später tief beim Ratzen träumen.

Preisausbleiben

 

Am Frühstückstisch bei Becel rieten
sie alles, was die Rätsel bieten.
Es winkten jedem Rater Preise -
vom Kochtopf bis zur Praterreise.

 

Das Lösungswort in bloßen Lettern
verschickten sie auf losen Blättern
mit Namen und Adressen meist
an solche, die vermessen, dreist

 

statt Preisen nur Prospekte senden:
Man möge einer Sekte spenden!
Es war leicht zu erraten dann,
die wollten nur an Daten ran.

 

In allen solchen Fällen quoll
der Briefkasten aus Quellen voll
die sich adressenlistend mehren –
dann muss man noch den Mist entleeren!