Weihnachten

O Du fröhliche...

Krippenspiel

 

Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
das ist schon lange Tradition,
holt Papa voll Behutsamkeit
vom Keller einen Schuhkarton.

 

Der Christbaum steht, der Schmuck ist dran,
der Tannennadelduft vertraut,
akribisch hat er nebenan
die Weihnachtskrippe aufgebaut.

 

Ganz friedlich schläft das Jesulein
in seiner Krippe auf dem Stroh.
Maria kniet im Kerzenschein
ganz dicht bei ihm und lächelt froh.

 

Der Papa hat ein kleines Kind
und das ist ziemlich aufgeweckt.
Bald hat der kleine Wirbelwind
das neue Spiel für sich entdeckt.

 

Und weil ihm das so gut gefällt,
hat Sohnemann ganz ungeniert
die ganze Spielzeug-Ritter-Welt
in Papas Krippe integriert.

 

Vorbei ist's mit Besinnlichkeit,
flugs ist ein großer Kampf entfacht,
das Spielfeld streckt sich mächtig weit
und mittendrin tobt eine Schlacht.

 

Die Weisen aus dem Morgenland
ziehn mit den Rittern in die Kampf,
sie sind als erste vorgerannt
und stehen voll im Pulverdampf.

 

Der schwarze Jedi-Ritter zielt
auf Feinde mit dem Laserschwert,
wobei er Babysitter spielt
fürs Jesukind, das lauthals plärrt.

 

Ein echter Kämpfer vor dem Herrn
macht Kleinholz und die Menge johlt,
als er mit seinem Morgenstern
den Abendstern vom Himmel holt.

 

Was so nicht in der Bibel steht:
Der Stern von Bethlehem erlosch,
weil ihn mit seinem Kampfgerät
ein Ritter einst vom Himmel drosch!

 

Der Papa sieht's, doch schimpft er nicht,
weil grade in der Weihnachtszeit
man einem lieben, kleinen Wicht
fast jede Missetat verzeiht.

Weihnachtsmarkt

 

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit
ist es wieder mal so weit.
Dann verspüren wir verstärkten
Drang hin zu den Weihnachtsmärkten.

 

Dicke Stiefel, warme Mützen
sollen uns vor Kälte schützen,
denn wir wollenbeim Flanieren
uns nicht gleich den Arsch abfrieren.

 

Wie wir durch die Stände laufen,
letzte Notgeschenke kaufen,
liegt der süße Glühweinduft
recht verlockend in der Luft.

 

Heißer Alkohol wärmt gut,
mischt sich auch direkt ins Blut,
drum ist hier bekanntermaßen

Treffpunkt aller roten Nasen.

 

Nach der ersten, zweiten Tasse
schmeckt das Zeug noch richtig klasse
und man hört uns Lieder singen,
die noch fast nach Weihnacht klingen.

 

Nach dem dritten, vierten Becher
mehren sich dann die Versprecher.
Und der Widerspenstgen Zähmung

scheitert an der Zungenlähmung.

 

Nach dem fünften, sechsten Schoppen
kann uns schließlich nichts mehr stoppen,
als wir zu der Bude schwanken,
um noch ›Super‹ nachzutanken.

 

Wie wir durch die Stände tingeln,
hör ich schon die Glöckchen klingeln
und mein Hirn dreht sich so schnell
wie ein Kettenkarussell.

 

Mir erscheint der Nikolaus,
der bei tosendem Applaus
mitten auf dem Weihnachtsmarkt
seinen Rentierschlitten parkt.

 

Tja, ihr Kinder, seht mal an,
wie ein ausgewachsner Mann,
seines Intellekts beraubt,
noch an Weihnachtsmänner glaubt.

Nikohasen und Osterläuse

 

Kaum ist die warme Zeit vorüber,
kaum wird das Wetter etwas trüber,
schon fluten Lebensmittelketten
die Filialen mit Paletten.

 

In vielen Schichten darauf stehen
verfrühte Nikolausarmeen,
die, eingeräumt in den Regalen,
uns hundertfach entgegenstrahlen.

 

Daneben ragen aus den vollen
Kartons diverse Weihnachtsstollen,
die sich den Platz mit Pfeffernüssen
und Aachner Printen teilen müssen.

 

Vermutlich glauben Supermärkte,
dies weckt beim Kunden das verstärkte
Verlangen nach den Weihnachtssachen,
mit denen sie viel Umsatz machen.

 

Zu Dekozwecken steht inmitten
des Schokomeers ein Rentierschlitten,
die leuchtend-bunte Lichterkette
blinkt mit dem Times Square um die Wette.

 

Den Schlüsselreiz des Trommelfells
besorgt ein Endlos-›Jingle Bells‹
aus einem Pfefferkuchenhaus
als wohlgemeinter Ohrenschmaus.

 

Zum Glück hört all dies im Verlauf
der Weihnachtszeit auch wieder auf,
doch startet dann das neue Jahr

mit einer Osterhasenschar…

Weihnachtsmärchen

 

Letzten Sonntag, kurz nach vier,
klingelt ein total verschneiter
Weihnachtsmann an unsrer Tür:
»Schnell, dein Wunsch – ich muss gleich weiter!«

 

»Einen? Hhmm, was wünsch ich mir?
Gib mir Zeit, um nachzudenken.«
»Gut, den Wunsch erfüll ich dir –
reichlich Zeit will ich dir schenken.«

 

»Hey, so war das nicht gemeint!«
ruf ich geistesgegenwärtig,
doch da ist er, wie es scheint,
längst ums Eck und mit mir fertig.

 

Bald ist meine Wut verraucht –
dieser Wunsch hat auch was Gutes.
Zeit ist etwas, das man braucht,
werde wieder frohen Mutes.

 

Jetzt mach ich, was mir gefällt,
lasse mich von keinem treiben,
hab ja alle Zeit der Welt,
selbst zum Weihnachtskarten Schreiben.

 

Auch wenn dies ein Märchen war
und trotz schlechter Wirtschaftslage,
wünschen wir, wie jedes Jahr
sorgenfreie Weihnachtstage!